Fachkräftemangel: Mach Mitarbeitende zu Unternehmern!
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ifo-Konjunkturumfrage: Zahlen & Fakten
Seit 2009 erhebt das ifo-Institut Im Rahmen der ifo Konjunkturumfrage einmal pro Quartal Daten zum Fachkräftemangel bei ca. 9.000 deutschen Unternehmen. Die Zahlen aus der aktuellen Erhebung im Juli 2022 sprechen eine alarmierende Sprache. Jeder zweite Betrieb klagt über Fachkräftemangel:
Immer mehr Unternehmen müssen ihre Geschäfte einschränken, weil sie einfach nicht genug Personal finden. Mittel- und langfristig dürfte dieses Problem noch schwerwiegender werden.
– Stefan Sauer, Arbeitsmarktexperte am ifo Institut
Fachkräftemangel nach Branchen verteilt (Stand: Juli 2022)
Mit einem Anteil von 54,2 Prozent sind Dienstleister am stärksten von knappen Fachkräften betroffen, nach 47,7 Prozent im April. Beherbergungsbetriebe und die Veranstaltungsbranche liegen mit rund 64 Prozent über diesem Branchendurchschnitt. In der Lagerei waren 62,4 Prozent der Betriebe von einem Mangel betroffen.
Im Verarbeitenden Gewerbe klagten 44,5 Prozent der Umfrageteilnehmer über fehlendes Fachpersonal. Darunter waren 58,1 Prozent der Nahrungsmittelhersteller durch den Fachkräftemangel beschränkt. Auch die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten und von Metallerzeugnissen finden nur schwer fachkundiges Personal (rund 57 Prozent).
Der Einzelhandel war mit 41,9 Prozent betroffen, der Bau mit 39,3 Prozent, und im Großhandel meldeten 36,3 Prozent der Firmen einen Mangel an Fachkräften.
Mitarbeiter gewinnen und binden: Tipps & Trends
Wer gutes Personal haben will, muss Entwicklungsmöglichkeiten bieten, das gilt für Firmeninhaber/-innen aller Branchen. Je nach Ausbildungsgrad und Entwicklungsstufe (Azubi bis Führungskraft) haben Unternehmer/-innen verschiedene Werkzeuge, um sich als attraktive Arbeitgebermarke zu präsentieren.
Nachwuchskräfte mit spezifischen Bedürfnissen
Vor allem bei der Gewinnung von Nachwuchskräften in jungen Generationen (Gen Z) müssen kleine Betriebe anpassungsfähig bleiben. Gemäß einer aktuellen Umfrage zu den Ansprüchen der Generation Z an ihren Arbeitsplatz sind folgende Faktoren besonders wichtig:
- Vereinbarkeit mit dem Privatleben
- Arbeitsplatzsicherheit
- Flexibilität
- Vielfältige Arbeitsaufgaben
- Persönliche Identifikation
- Digital und fortschrittlich
Fachkräfte als Unternehmer/-innen
Um als Unternehmen in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich auch Mitarbeitende aktiv weiterbilden. Geschäftsinhaber/-innen sollten motivierte Beschäftigte darin unterstützen ihre individuellen Fähigkeiten weiter auszubauen und gemeinsam an möglichen Schritten der Karriereplanung arbeiten.
So sicherst du dir deine Innovationsfähigkeit und machst Beschäftigte zu Mit-Unternehmer/-innen (Stichwort: Intrapreneurship).
Intrapreneure, also Beschäftigte mit Innovationsgeist und Gründerqualitäten, treiben in deutschen Unternehmen die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Produkte wesentlich voran.
Was zeichnet Intrapreneure aus?
Intrapreneure...:
- denken unternehmerisch und proaktiv
- verwenden ihre Ideen nicht zur Gründung einer eigenen Organisation, sondern stellen diese Arbeitgebenden zur Verfügung
- suchen gezielt nach Verbesserungspotenzial innerhalb der Organisation
- versuchen ihre Ideen auch gegen Widerstände durchzusetzen
Faustregel: Wer sich wertgeschätzt fühlt und aktiv einbringen kann, ist weniger geneigt ein Unternehmen zu verlassen.
Damit sich deine Beschäftigten in genau diese Richtung weiterentwickeln können, benötigen sie Rahmenbedingungen. Wirtschaftsexperten definieren in diesem Zusammenhang positive Einflussfaktoren für Intrapreneurship:
- Management Support: Die Bereitschaft von Führungskräften, unternehmerische Projekte der Beschäftigten aktiv zu unterstützen.
- Gewährte Handlungsfreiheit: Dezentralisierung von Verantwortung und Gewährung von persönlichem Entscheidungs- und Handlungsspielraum
- Transformationale Führung: Führung durch Visionen, Werte und Vorbildfunktion
Betriebliche Weiterbildung: Beispiele
Je nach Unternehmenssituation haben Arbeitgeber/-innen die Möglichkeit auf eine staatliche Förderung für die Weiterbildung ihrer Beschäftigten.
Förderprogramme für die Digitalisierung
Förderprogramme für die Digitalisierung wie Digital Jetzt oder go-digital unterstützen Qualifizierungsmaßnahmen in die Ausbildung neuer Fertigkeiten für eine digitalisierte Arbeitswelt.
Regionale Förderprogramme der Länder
Darüber hinaus gibt es je nach Bundesland eigene Förderprogramme zur Qualifizierung und Innovationsförderung in Unternehmen (z.B. Aufstiegs-BAföG im Handwerk).
Krisenbedingte Förderprogramme
Betriebe, die krisenbedingt Kurzarbeitergeld beziehen oder deren Beschäftigte von Arbeitslosigkeit bedroht sind, können sich um einen Bildungsgutschein bei der zuständigen Arbeitsagentur bemühen bzw. werden bei der Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen entlastet.
Eigeninitiative fördern
Gib Mitarbeitenden genügend Raum für eigene Ideen und honoriere Vorschläge z.B. für einen Bildungsurlaub (Weiterbildung auf eigene Kosten bei Lohnfortzahlung) oder Bildungsstipendien (externe Anbieter & staatliche Institutionen).
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