Green Startup Monitor 2021: Nachhaltige Unternehmen erwirtschaften doppelt Dividende
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Green StartUp Monitor 2021: Die Merkmale nachhaltiger Unternehmen
Datengrundlage für die vorgestellten Ergebnisse des Green StartUp Monitor 2021* ist der Deutsche Startup Monitor 2020 (DSM), der jedes Jahr vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen und dem Partner PwC Deutschland durchgeführt wird.
Befragt wurden insgesamt 1.690 Gründer und Unternehmer, die entlang zuvor definierter Kriterien als "grüne Unternehmen" klassifiziert werden konnten. Einbezogen wurden Betriebsneugründungen mit größerer wirtschaftlicherer Bedeutung. Dazu zählen alle Gründungen juristischer Personen und Personengesellschaften. Gründungen natürlicher Personen müssen weitere festgelegte Kriterien (Handelsregistereintragung, Handwerkskarte oder mindestens ein Arbeitnehmer) erfüllen, um sich zu qualifizieren.
Neben wirtschaftlichen Beiträgen, wie der Schaffung von Arbeitsplätzen und Renditen für Kapitalgebende (ökonomische Dividende), erzeugen grüne Unternehmen mit ihren Beiträgen zur Senkung von Treibhausgasemissionen und anderen Umweltschutzzielen auch einen ökologischen Mehrwert, der als ‚gesellschaftliche Dividende‘ bezeichnet werden kann.
Grüne Startups zeichnen sich durch eine ‚doppelte Dividende‘ aus
Als "grün" wurden die Unternehmen anhand ihrer Eigeneinschätzung in drei Schritten identifiziert:
- Das Unternehmen ordnet sich selbst der Green Economy zu.
- Eine positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung zu erzielen, ist erklärte Unternehmensstrategie.
- Das Unternehmen integriert ökologische und/oder gesellschaftliche Wirkung in seine Key Performance Indikatoren.
Das sind Merkmale nachhaltiger Unternehmen
Grüne Startups sind in der Regel:
- jünger als 10 Jahre,
- (sehr) innovativ und/oder
- haben ein geplantes Mitarbeiter/-Umsatzwachstum und
- leisten einen Beitrag zu den ökologischen Zielen einer Green Economy.
30 Prozent mehr nachhaltige Gründungen im Vergleich zu den Vorjahren
Der Anteil der grünen Startups am deutschen Startup-Ökosystem wächst laut Green StartUp Monitor kontinuierlich an. In der aktuellen Ausgabe 2021 ordneten sich 30 Prozent der jungen Unternehmen mittlerweile der Green Economy zu.
Nachhaltigkeit als Top-Priorität in diesen Branchen
Drei von vier befragten Start-ups bezeichneten ihre nachhaltige Ausrichtung als wichtige Unternehmensstrategie. Dies ist ein deutlicher Anstieg um 6 Prozentpunkte zum Vorjahr (76%). Die Anführer in der Branchenverteilung verteilen sich 2021 auf:
- die Agrar- und Landwirtschaft,
- den Bereich Energie und Elektrizität,
- die Textilbranche,
- die Konsumgüterbranche sowie
- Unternehmen im Bereich der Ernährungs- und der Nahrungsmittelbranche.
Auch im Bundesquerschnitt zeichnen sich Präferenzen ab. Der durchschnittliche Anteil grüner Unternehmen in den einzelnen Bundesländern liegt bei immerhin 30 Prozent. Spitzenreiter mit jeweils 35% sind Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland, gefolgt von Hessen mit 32% sowie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Sachsen mit einem Anteil von jeweils 29%.
Grüne Unternehmen können Digitalisierung
Zukunftsfähige Geschäftsmodelle entstehen besonders gern im Umfeld nachhaltiger Unternehmensgründungen. 24% der grünen Unternehmen verfolgten laut Green StartUp Monitor Hardware-basierte oder rein digitale Geschäftsmodelle. Digitalisierung ist unter nachhaltigen Unternehmensgründungen kein transformatorischer Akt, sondern Mindest.
Bandbreite nachhaltiger Geschäftsideen mit doppeltem Mehrwert
Die Bandbreite nachhaltiger Geschäftsideen mit doppeltem Mehrwert ist vielfältig. Technologiegetriebene Geschäftsideen treffen auf soziale Vertriebslösungen in einem ressourcenschonenden Wirtschaftskreislauf.
Induktionsheizungen im sozialen Vertrieb
Die Ekomo GmbH stellt innovative Produkte zur Wärme- und Kälteerzeugung her, darunter z. B. Neko – die neuartige Induktionsheizung, bei der emisionsfreie Brenner zum Einsatz kommen. Vergleichbar mit der Wirkung des Induktionsherdes bietet Neko preiswerte, natürliche Wärme für Ein- oder Mehrfamilienhäuser. Einbau und Betrieb sparen Geld. Durch die Kombination mit Photovoltaik und Stromspeicher macht man sich unabhängig von fossilen Brennstoffen und deren preislichen Marktschwankungen. Ekomo verfolgt das Ziel, fossile Brenner "smart und easy" zu ersetzen und dabei bestehende Heizsysteme weiterhin nutzbar zu lassen.
E-Loadster für mehr urbane Lebensqualität
Für mehr Lebensqualität in Ballungsgebieten liefert der Loadster von citkar einen entscheidenden Beitrag. Citkar vertreibt E-Bikes als Nutzfahrzeuge. Die Kombination aus Fahrrad und Transportfahrzeug stellt eine umweltschonende Mobilitätslösung dar, die aufgrund eines kleineren Akkus und des geringeren Gewichts sogar Elektroautos schlägt. Das führerscheinfreie Nutzfahrzeug ist auf Logistik und Service in dicht besiedelten und staubelasteten Gebieten ausgelegt. Der Loadster ermöglicht eine deutlich effektivere Mobilität im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen. Die Nutzung von Radwegen, geringere Wartezeiten im Verkehr und das Abstellen des Fahrzeuges auf dem Gehweg bei der Auslieferung erleichtern und beschleunigen zudem die Arbeitsabläufe.
Green StartUp Monitor 2021: Grüne Geschäftsmodelle in Zeiten der Digitalisierung
Die drei größten Hemmnisse für nachhaltige Gründer
Trotzdem grüne Unternehmen zukunftsfähige Geschäftsmodelle entwickeln und einen wichtigen Beitrag für Wachstum im Rahmen begrenzter Ressourcen leisten, erhalten sie längst nicht die Anerkennung, die sie brauchen.
Laut Green StartUp Monitor sehen sich grüne Unternehmen auch in der dritten Ausgabe der Erhebung gleichbleibenden Herausforderungen gegenüber gestellt.
Die drei größten Hemmnisse für nachhaltige Gründer liegen demanch in den Bereichen:
- Vertrieb (63%),
- Kapitalbeschaffung (49%) und
- Produktentwicklung (46%).
Die Corona-Krise macht sich auch unter den nachhaltigen Unternehmensgründungen bemerkbar. Grüne StartUps werden in ihrer Transformationskraft für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft im Vergleich zu nicht-grünen Unternehmensgründungen immer noch deutlich häufiger bei der Kapitalbeschaffung gebremst. Positive Entwicklungen sind im Corona-Krisenjahr 2020 unterdessen im Bereich Vertrieb zu beobachten. Der Vergleich zu nicht-grünen Startups zeigt: Nachhaltige Unternehmen haben deutlich weniger häufig Schwierigkeiten mit dem Vertrieb ihrer Produkte und Dienstleistungen, als nicht-grüne Unternehmen. Sie sehen sich mit ihrem Angebot krisenunabhängig in einer guten Marktposition.
Finanzierungsformen für nachhaltige Unternehmen verbessern
Die Politik müsse handeln und z.B. durch den Aufbau einer eigenen Förderlinie ‚Sustainability‘ ein im deutschen Gründungsfördersystem passgenaueres und zielgruppengerechtes Förderformat etablieren, dass die doppelte Dividende grüner Unternehmen besser erschließen und ausbauen kann. Die Förderung regionaler Netzwerke sehen die Autoren des Green StartUp Monitor ebenfalls als eine wichtige Maßnahme, um für eine deutliche Verbesserung der Kooperationsbedingungen zwischen grünen Startups und etablierten mittelständischen Unternehmen zu sorgen.
Mit diesen Maßnahmen könne das enorme Potenzial von grünen Startups zu einem Innovationsschub führen, der nicht nur großen ökologischen Fortschritt in der Bewältigung der Klimakrise bedeute, sondern auch die Wirtschaft insgesamt nachhaltig fairer, moderner, ressourceneffizienter und wettbewerbsfähiger aufstelle.
Unternehmerischer Einsatz für Umweltschutz muss sich lohnen
Eine stärkere Berücksichtigung des unternehmerischen Einsatzes für Umweltschutz und Nachhaltigkeit könnte sich laut Green StartUp Monitor auch insbesondere in öffentlichen Gründungsförderprogrammen abbilden.
Wer als Gründer Nachhaltigkeitsziele in die Unternehmensplanung aufnimmen will, erhält dann z.B. gezielt Informationen und Beratungsressourcen. Gründer haben so die Möglichkeit, Nachhaltigkeitsaspekte ihrer Geschäftsmodelle als Erfolgsfaktoren für die unternehmerische Zukunft zu entwickeln. Umgekehrt werden Geschäftsmodelle, die diese Aspekte bisher nicht berücksichtigt haben, für diese immer wichtiger werdenden und businessrelevanten Kategorien sensibilisiert.
Sustainability4All: Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor für alle Gründungen
Eine derart ganzheitliche Betrachtung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nutzwerte von Geschäftsmodellen, priorisiere diese Kriterien dann auch unter Banken und Geldgebern und könne die Erfolgsaussichten für eine Startfinanzierung unter nachhaltigen Unternehmensgründungen in Zukunft deutlich erhöhen.
Green StartUp Monitor 2021: Das wünschen sich grüne Unternehmer
Gibt es ein verlässliches Kriterium für Startups mit "doppelter Dividende"?
Aber wie lässt sich im Meer der Gütesiegel und Labelkultur erkennen, welches Unternehmen neben einer wirtschaftlichen auch eine ökologische und gesellschaftliche Dividende erbringen (wird)?
Um Vertrauen abzubilden hat das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gGmbH in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. und der Investmentgesellschaft SDG INVESTMENTS GmbH die Entwicklung der DIN SPEC 90051-1 im Rahmen des Förderprogramms DIN-Connect initiiert und begleitet.
Unter Mitwirkung eines interdisziplinären Konsortiums aus 30 Expertinnen und Experten sowie weiteren Praxispartnern aus der Startup- und Venture-Capital-Szene entstand ein praxisorientierter Ansatz für die strukturierte Identifikation und Einordnung der heutigen und zukünftigen Nachhaltigkeitswirkungen von Startups.
DIN SPEC 90051-1 klärt grundlegende Begrifflichkeiten sowie Prüfungskategorien und -kriterien für eine nachvollziehbare Nachhaltigkeitsbewertung. Zur Bewertung stehen über 200 Beispielfragen zur Verfügung, die auch die unterschiedlichen Entwicklungsphasen von Unternehmensgründungen berücksichtigen. Die DIN SPEC 90051-1 steht interessierten Unternehmen online und kostenfrei (gegen Registrierung) beim Beuth-Verlag zur Verfügung. Das dazugehörige Praxistool kannst du auf der Webseite des Borderstep Instituts in Deutsch und Englisch herunterladen.
DIN SPEC 90051-1: So geht nachweislich nachhaltig / Quelle: Green StartUp Monitor 2021
Selbstständigkeit planen: Unternehmen gründen mit Sinn
Trotz der Herausforderungen, die grüne Unternehmen nach wie vor zu bewältigen haben, lohnt es sich ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Der European Green Deal verankert die Notwendigkeit nachhaltig begründeter Geschäftsideen, die mit jedem Dürresommer mehr an Bedeutung gewinnen.
Alle klassischen Gründungsförderprogramme stehen grundsätzlich auch grünen Unternehmensgründungen offen. Darüber hinaus sollten grüne Gründer verstärkt im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion Kapital beschaffen. Hier kannst du mit einer klugen Kampage deine Marke stärken und triffst auf ein breites Unterstützernetzwerk, das die Investition in nachhaltige Anlagen zu schätzen weiss. Plattformen wie bettervest oder innovestment engagieren sich explizit für grüne Unternehmen. Aber auch darüber hinaus bietet der Markt der Crowdfunding-Plattformen eine Vielzahl an relevanten Kooperationspartnern für deine individuelle Startfinanzierung.
Willst du wissen, wie du mit einer Veränderung eines bestehenden Geschäftsmodells zukunftsfähig bleibst, durch z.B. die Digitalisierung einzelner Unternehmensbereiche? Im Förderprogramm go-digital erhältst du Zuschüsse für die externe Beratung in allen Fragen rund um deine digitale Transformation.
* Alle Ergebnisse des Green StartUp Monitor 2021 kannst du hier vollständig nachlesen.
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