· Achtsamkeit & Resilienz

Arbeitswelt der Zukunft: Remote Work vs. Zoom Fatigue

Eine Pandemie schafft, woran das Bundesarbeitsministerium scheitert: Homeoffice, Digitalisierungsanschub, mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Die neue Freiheit birgt gleichzeitig Erschöpfungserscheinungen. Erfahre hier, welche Anforderungen Beschäftigte an einen modernen Arbeitsplatz stellen und womit Chefs in Zukunft bei der Fachkräftesicherung punkten.

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Video-Calls in der neuen Arbeitswelt erfolgreich managen

Mach das Beste draus: Hybride Arbeit mit einer Dose Digital Detox

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will bereits seit 2019 ein "Recht auf Homeoffice" per Gesetz verankern, scheiterte mit diesem Vorhaben aber bis zuletzt aufgrund des Widerstands von Koalitionspartner CDU/CSU. Das Prinzip der Freiwilligkeit und der bestehende Gesetzesrahmen seien ausreichend, so die Regierungspartei.

Heils Vorstoß basiert auf der Befürchtung, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern flexible Arbeitslösungen versagen könnten. Mit dem Eintritt der Corona-Krise gilt an dieser Stelle Entwarnung und selbst hartnäckige Verweigerer wurden seither eines Besseren belehrt.

Dies gilt besonders für diejenigen Unternehmen, die 2020 noch mit einer Präsenzpflicht arbeiteten. Mit dem ersten Lockdown mussten in kurzer Zeit neue Arbeitsstrukturen etabliert und das Prinzip "Vertrauen vor Kontrolle" erst erlernt werden. Hielt eine große Anzahl der Arbeitgeber zuvor dauerhaftes Homeoffice noch für wenig praktikabel bzw. produktiv, entpuppte sich das Modell im Verlauf der kommenden Monate als echte "Alternative". Massenhaft gingen Mitarbeiter ins Home-Office und leisteten hier trotz Lockdown und Homeschooling gleichbleibend gute Arbeitsergebnisse.

Dabei liegen die erzwungenen Vorteile von Home-Office und Mobile Work auf der Hand und werden sich auch postpandemisch durchsetzen, wo immer möglich und anwendbar:

Zu den Vorteilen für Arbeitgeber zählen 

  • Einsparung aufwendiger Dienstreisen
  • Kostensenkungen in Infrastrukur und Büro-Ausstattung

Stattdessen aber Fürsorge bezüglich

  • technische und IT-Sicherheit-geschulte Bereitstellung von Arbeitsmitteln

Arbeitnehmer profitieren durch

  • Unabhängigkeit von Arbeits-und Wohnort
  • Work-Life-Balance aufgrund flexibler Arbeitszeitlösungen

Beide Gruppen müssen unterdessen ihre Fähig- und Fertigkeiten in Kommunikation und Absprachen zu einzelnen Projekten und Abläufen optimieren. Dazu zählen

  • Video-Calls mit Web Conferencing Tools wie Zoom oder Jitsi,
  • Projektmanagement mit Asana und Confluence sowie
  • "der kurze Weg" und Newsticker mit Messenger Tools wie z.B. Slack.

Vorteile von Remote Work: Flexibilität und Fachkräftesicherung

Denkt man die "neue Normalität" der Arbeitswelt in die Zukunft, in eine Zeit, in der ein Handschlag unter Fremden und ein Meeting ohne Masken wieder möglich sind, gibt ein Blick auf die deutschlandweiten Coworking Spaces Aufschluss darüber, wohin die Reise gehen kann.

Sobald Mobilität nicht mehr nur auf 15km im Umkreis des eigenen Wohnorts beschränkt ist, werden Freiberufler und Arbeitnehmer im Homeoffice ihre Flexibilität wieder nutzen wollen. Dann sind Hybrid-Modelle denkbar mit 2-3 Tagen im Büro oder Coworking Space und den Rest der Woche nach Belieben im Homeoffice oder andernorts.

Bereits vor der Pandemie mit mobiler Arbeit vertraute Unternehmen nutzen schon lange die Möglichkeit, ihre Fachkräfte ortsunabhängig zu akquirieren und als Teil eines Remote Team zu managen. Es ist zu erwarten, dass der Vorteil einer größeren Bewerber- und Mitarbeiterauswahl unter den positiven Erkenntnissen des Corona-Homeoffice Boom in Zukunft deutlich öfter genutzt werden wird.

Für Arbeitgeber wird es gleichzeitig wichtiger akttraktiv zu bleiben, um besonders die Ansprüche der Generation der 20-40-Jährigen erfüllen zu können.

Hybride Arbeitswelt: Coworking Spaces vom Corona-Virus genesen 

Einzelne Coworking Spaces reagieren bereits mit neuen Strategien auf sich verändernde Bedürfnisse. Auch wenn sie beim ersten Lockdown im März 2020 Einbußen hinnehmen mussten, könnten viele Anbieter flexibler Arbeitsflächen doch noch zu den Gewinnern der Krise gehören. Wer künftig mit einem Fitnessstudio, Café und Kinderbetreuung aufwarten kann oder digitale Nomaden zum Co-Living einlädt, macht sich fit für die Rückkehr in die echte Normalität und den erwartbaren Boom neu gewonnener Bewegungsfreiheiten.  

Zuhören, um zu erfahren, was sich deine Mitarbeiter wünschen und im besten Fall ein für beide Seiten ressourcenschonendes und flexibles Arbeitsmodell nebst Infrastruktur bereitzustellen, sollte jetzt dein Augenmerk sein. Verschiedene Formen sind möglich, darunter Hybridmodelle aus Präsenz und Home Office oder das Anmieten flexibler Flächen am Coworking Standort deiner Wahl.

Nachteile Mobiler Arbeit: Digitalisierung mit Erschöpfungserscheinungen

Gefühlte ständige Erreichbarkeit im Zuge der verstärkten Verwendung digitaler Tools kann Stress verursachen. Neue sekundäre Krankheitsphänomene im Verlauf der Pandemie deuten jüngst auf ein noch weitgehend unbekanntes Krankheitsbild: Das Zoom Fatigue Syndrom oder auch das Phänomen der "Videokonferenz-Erschöpfung"greift um sich.

Forscher haben herausgefunden, dass Videocalls kognitiv anstrengender sind als analoge Gespräche. Während wir in Gesprächssituationen mit einem direkten Gegenüber auch auf nonverbale Signale zurückgreifen können, um uns zu verständigen (direkter Augenkontakt; Zunicken; Tiefluftholen zu Redebeginn u.ä.), wird dies bei Videokonferenzen und Online-Meetings erschwert bzw. entfällt mit steigender Zahl der Teilnehmer, die in Auto-Mute und kleinen Bildschirmfenstern interagieren. Frustration stelle sich häufig deshalb ein, weil sich einzelne Teilnehmer nicht gehört oder missverstanden fühlten. Der direkte Augenkontakt, der hier korrigierend wirken kann, ist schlicht nicht möglich.

Eine Studie kanadischer Forscher belegt außerdem, dass Nutzer von Videokonferenzen auch deshalb unter Stress geraten, weil sie sich ständig selbst sehen. Ist das eigene Bild eingeblendet, fühlten sich Call-Teilnehmer häufig verunsichert, da sie sich beim Reden wahrnehmen und beobachten. Dies motiviert sogar die Wahl verwendeter Vokabeln in digitalen Gesprächssituationen, die als sicherer Rahmen erst etabliert werden müssen. Das, was digitale Tools also im ersten Schritt erleichtern und verkürzen sollten - der barrierefreie Kontakt und Austausch miteinander, wird in der Praxis häufig erschwert, führt zu falschen Interpretationen und schlimmstenfalls zu vermeidbaren Konfliktsituationen.

Elizabeth Keating ist linguistische Anthropologin an der University of Texas, UT und beschäftigt sich als Wissenschaftlerin mit den Folgen von technisch vermittelter Interaktion. Sie bescheinigt Kantinen, Fluren und Fahrstühlen eine wichtige Funktion als "kollaboratives Arbeitsumfeld", das anders als Zoom und Slack eine für echten zwischenmenschlichen Austausch, News und kurze Absprachen förderliche Infrastruktur bereitstelle. Ein aufwendiger Kommentar via Slack, der deine Mitarbeiter zeitversetzt und missverständlich erreicht, führt indes häufig zu Problemen, die vis-a-vis gar nicht erst entstünden.

Gegensteuern kannst du, indem du z.B. für umfangreiche Calls einen Moderator benennst, der einen Überblick über geplante Themen hat, den Verlauf steuert und Teilnehmer für ihre Beiträge einzeln aufruft. Im Geschäftsalltag können manche Videocall-Themen vielleicht auch am Telefon von unterwegs geklärt werden. Unverzichtbare Online-Meetings solltest du in jedem Fall zeitlich klar strukturieren und begrenzen.

Post-Corona-Arbeitswelt: Was Fach-und Führungskräften wichtig ist

Es gibt drei entscheidende Faktoren, die den Arbeitsmarkt und das Reservoir an geeigneten Fachkräften in den kommenden Jahren beeinflussen werden und für Arbeitgeber an Bedeutung gewinnen:

  1. der demografische Wandel,
  2. der Anstieg gut ausgebildeter Frauen auf dem Arbeitsmarkt sowie
  3. das Thema Digitalisierung.

Arbeitnehmer müssen in Zukunft noch stärker überzeugt werden, um sich für ein Unternehmen zu entscheiden. Der Generation der 20-40-Jährigen ist neben einem guten Gehalt, die Wertschätzung im Team, genügend Freiraum für ihre eigene persönliche Entwicklung sowie eine flexible Arbeitsorganisation besonders wichtig. 

Als Chef musst du deine Kommunikations- und Führungskompetenzen für das digitale Zeitalter schulen sowie das Prinzip "Vertrauen vor Kontrolle" zu praktizieren imstande sein. Du profitierst gleichzeitig von Kosteneinsparungen und mehr Auswahl unter den besten Mitarbeitern für dein Remote Team.

Über den Autor

Kathleen Händel

Kathleen schreibt im Magazin von Zandura und Unternehmenswelt über die wichtigsten News für Gründer und junge Unternehmen. Digitale Trends, Tipps für deine Marke, Gründungs- und Wachstumschancen erfährst du hier. Zuvor war Kathleen für Social Start-ups, Stiftungen und digitale Plattformen redaktionell verantwortlich. Seit 2019 ist Kathleen Chefredakteurin von Zandura.

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